Vertrauen fördern – eine Aufgabe der Wissenschaft

Viele Menschen in Europa und weltweit bezweifeln heute Resultate der Forschung, nicht nur zum Klimawandel. Was können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Forschungsinstitutionen und Förderorganisationen dagegen tun?

Zentral ist natürlich hochstehende Forschung. Ebenso wichtig ist aber das grundsätzliche Vertrauen der Menschen in die Wissenschaft. Wie lässt sich dieses Vertrauen fördern?

Gute Kommunikation

Beginnen wir mit der Kommunikation. Welche Forschenden können innert vier Minuten einen verständlichen und spannenden Einblick in ihre Tätigkeit geben? Viele möchten gerne kommunizieren, finden aber die Zeit dazu nicht – möglicherweise, weil Kommunikation vom Wissenschaftssystem zu wenig belohnt wird.

Die Europäische Nacht der Forschung ist eine Initiative, um die Kommunikation zu verbessern. Eine andere ist der schwedische Grosse Preis, bei dem Forschende ihre Arbeit so knackig, begeisternd und verständlich wie möglich präsentieren.

Gehört es zur Aufgabe einer Förderorganisation, eine gute Kommunikation der Wissenschaft mit der Gesellschaft zu unterstützen? Selbstverständlich. Die Finanzierung entsprechender Projekte, wie der SNF das tut, ist ein wichtiger Schritt. Ebenso die in seinem Mehrjahresprogramm 2021–2024 geplanten Netzwerke von Forschenden und potenziellen Anwendern. Wir sind offen für weitere Ideen!

Verantwortung gegen aussen und innen

Vertrauen wird auch gefördert, wenn die Forschungsgemeinschaft grundlegende Werte achtet. Denn zur Forschungsfreiheit gehört eine Verantwortung – die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern selten thematisiert wird. Die Magna Charta Universitatum, in der die Grundwerte der Hochschulbildung und Forschung festgehalten sind, gilt seit 30 Jahren als Massstab. Es ist vorgesehen, sie im September 2020 in Bologna zu aktualisieren. Integrität und Verantwortung werden Themen des neuen Dokuments sein.

Wenn ich von akademischer Verantwortung spreche, sehe ich zwei Aspekte. Zum einen die Verantwortung gegen aussen. Dazu gehört, dass die Wissenschaft Bedürfnisse der Gesellschaft aufgreift und den Dialog mit der Öffentlichkeit pflegt. Zum anderen die Verantwortung gegen innen. Also zum Beispiel höchste Qualität anzustreben und Fehlverhalten zu verhindern, aber auch nach Offenheit und Gleichstellung zu trachten.

Der SNF stellt hohe Ansprüche an die Qualität und die Integrität der Projekte, die er finanziert. Er betreibt aufwendige Auswahlverfahren, an denen hervorragende Evaluationsgremien sowie Tausende von internationalen Gutachtenden beteiligt sind. So trägt er massgeblich zur Glaubwürdigkeit bei. Trotzdem bin ich der Meinung, dass wir unsere vertrauensbildenden Anstrengungen verstärken müssen, innerhalb und ausserhalb der Wissenschaft.

Ideen für den SNF

Seit 2018 liefert der internationale Beirat Ideen und gibt Empfehlungen, wie der SNF seine Rolle und Strategie langfristig weiterentwickeln kann. Dem Beirat gehören neben Agneta Bladh an: Caroline Bassett (Universität Sussex), Pearl Dykstra (Universität Rotterdam), Frank Miedema (Universität Utrecht) und Willi Paul (Consenec). Sie alle verfügen über breite Erfahrung in der Wissenschaft.