Das Casting der besten Forschungsprojekte

Jedes Jahr reichen Tausende von Forschenden beim SNF ein Gesuch ein. Sie alle wollen mit ihrem Projekt die Expertinnen und Experten überzeugen und eine finanzielle Förderung erhalten. Der Weg dahin ist anspruchsvoll.

Zahlen 2017

Wer bei einem Gesangs-Casting oder Orchester-Probespiel gewinnen will, muss sich mit Technik, Musikalität und künstlerischer Interpretation gegen die Konkurrenz durchsetzen. Wer vom SNF Geld erhalten will, mit seinem Forschungsprojekt und der bisherigen wissenschaftlichen Leistung. «Für unseren Entscheid zählen allein die Qualität der Projekte und die Qualifikation der Forschenden», sagt Matthias Egger, der Präsident des SNF-Forschungsrats.

Der Weg zum Entscheid

Die Auswahl eines Projekts startet, wenn die Forscherin oder der Forscher das Gesuch über die Online-Plattform mySNF einreicht. Die SNF-Geschäftsstelle prüft, ob die formalen Voraussetzungen erfüllt sind. Danach verfassen mindestens zwei externe Expertinnen und Experten Gutachten. Gestützt darauf, beurteilen zwei Mitglieder des Forschungsrats das Gesuch und stellen einen schriftlichen Antrag. Der Forschungsrat vergleicht alle Gesuche miteinander und entscheidet, welches Projekt eine finanzielle Unterstützung erhält und welches nicht. Normalerweise dauert die Auswahl sechs Monate.

Bei der Nachwuchsförderung führt der SNF zusätzlich Interviews mit den Gesuchstellenden. Die Abbildung zeigt dieses erweiterte Verfahren am Beispiel des Förderungsinstruments Ambizione.

Stärken des SNF-Verfahrens

«Da wir die besten Projekte suchen, muss unser Auswahlverfahren ebenfalls top sein», sagt Matthias Egger. So versucht der SNF dieses Ziel zu erreichen:

Einheitliche Kriterien

Er beurteilt die Gesuche nach einheitlichen Kriterien, die international üblich sind. Welche Bedeutung hat das Projekt für die Wissenschaft und – bei der anwendungsorientierten Forschung – für Wirtschaft und Gesellschaft? Wie originell und aktuell ist es? Eignet sich die Methode? Ist die Arbeit zeitlich und finanziell machbar? Welche Leistungen hat die Forscherin oder der Forscher bereits erbracht? Diese Fragen werden detailliert beantwortet.

  • Vergleichbarkeit der Gutachten
  • Internationale Standards

Gesamtschweizerischer Wettbewerb

Alle Forschenden in der Schweiz können Gesuche einreichen. Projekte der Hochschulen, der Forschungsanstalten des Bundes und von privaten Forschungsinstituten bewerben sich um dieselben Fördermittel. Die Konkurrenz ist gross und stark.

  • Gleiche Chancen auf Förderung durch den Bund für alle
  • Sicherung der Qualität
«Da wir die besten Projekte suchen, muss unser Auswahlverfahren ebenfalls top sein.»

Matthias Egger, Präsident Nationaler Forschungsrat SNF

Internationale Gutachten

Der SNF lässt einen Grossteil der Gutachten von Expertinnen und Experten im Ausland verfassen (siehe Abbildung). Zum einen, weil er das Auswahlverfahren international gestalten will. Zum anderen, weil sich in der Schweiz die Forschenden eines Fachgebiets oftmals kennen. Für sie wäre es schwierig, Gesuche unvoreingenommen zu beurteilen.

  • Weltweiter Pool an Expertinnen und Experten
  • Internationaler Input für die Schweizer Forschung

Entscheide durch Forschende

Der Forschungsrat besteht aus 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die an Hochschulen und Forschungsinstituten arbeiten. Sie nehmen ihre Aufgabe für den SNF im Milizsystem wahr. Dies gilt ebenfalls für die gesamthaft 700 Mitglieder der Evaluationskommissionen, die den Forschungsrat unterstützen. Forschende entscheiden also über die Gesuche, nicht die SNF-Geschäftsstelle, auch nicht Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschaft oder Politik.

  • Wissenschaftliche Fachkompetenz
  • Glaubwürdige Entscheide

Grösstmöglicher Nutzen

«Alle bewilligten Gesuche haben mit ihrer wissenschaftlichen Qualität überzeugt», sagt Matthias Egger. «Auf diese Weise schafft das Geld des Bundes den grösstmöglichen Nutzen für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.»

Beim Gesangs-Casting oder Orchester-Probespiel gewinnt am Ende nur eine Person. Dank dem Auswahlverfahren des SNF haben im Jahr 2017 rund 3000 neue Forschungsprojekte eine finanzielle Förderung erhalten. Sie festigen die Spitzenposition der Schweizer Forschung.

So wählt der SNF junge Forschende aus

Förderungsinstrument Amibzione 2017