«Ich antworte: Mach, was du willst!»

Eine offene Gesellschaft, die keine Grenzen zieht zwischen Menschen mit und Menschen ohne körperliche Behinderung: Für dieses Ziel forscht der Maschinenbauingenieur Robert Riener.

Nach meinem Maschinenbau-Studium in München und Maryland fand ich zunächst keine Stelle an einer Universität. Das war Anfang der 90er Jahre. Fast wäre ich, wie die meisten meiner Kollegen, in die Industrie gegangen, zwei gute Angebote lagen mir vor. Dann aber hat es doch geklappt mit der Forschung.

Heute bin ich heilfroh, dass ich die akademische Laufbahn eingeschlagen habe. Als Professor habe ich viel mehr Möglichkeiten, meinem Ziel näherzukommen: Roboter zu entwickeln, die Menschen, die mit Querschnittlähmungen im Rollstuhl sitzen, den Alltag erleichtern. Es wäre schön, wenn körperliche Behinderungen eines Tages nicht mehr als Defizit angeschaut würden, sondern als eine menschliche Eigenheit unter vielen anderen. Zurzeit arbeite ich mit meinem Team an technischen Kleidern, Wenn mich einer meiner Studierenden oder Doktorierenden fragt, was sie oder er als Nächstes machen soll, höre ich das nicht gern. Ich antworte: Mach, was du willst! Wichtig ist, das Gesamtziel vor Augen zu haben, die Laborressourcen zu nutzen und sich im Team zu integrieren. Den Weg muss jeder selber finden. Wohin meiner führt, weiss ich ja auch noch nicht. die Menschen mit Lähmungen unterstützen, indem sie ihnen das Gehen und Stehen ermöglichen. Noch sind die Kräfte dieser Exoskelette nicht so gross, wie wir uns das wünschen, noch sind die Batterien zu schnell leer. Wir sind dabei, eine Firma zu gründen, die in etwa drei Jahren die ersten Produkte auf den Markt bringen wird.

«Aufs Gymnasium wollte mich niemand schicken, aber ich habe mich durchgesetzt.»

Robert Riener

Ich wollte schon immer Forscher werden. Mein Vater war Automechaniker. Maschinen und Motoren haben mich von klein auf fasziniert. Mit meinem Vater habe ich Legoroboter gebaut, in Büchern technische Erfindungen bestaunt. Und daneben habe ich Organe und Skelette gemalt. Robotik, Medizin und Forschung schwebten mir schon in der Grundschule vor, und diese Begeisterung hat mich nie mehr losgelassen. Aufs Gymnasium wollte mich niemand schicken, aber ich habe mich durchgesetzt.

Wenn mich einer meiner Studierenden oder Doktorierenden fragt, was sie oder er als Nächstes machen soll, höre ich das nicht gern. Ich antworte: Mach, was du willst! Wichtig ist, das Gesamtziel vor Augen zu haben, die Laborressourcen zu nutzen und sich im Team zu integrieren. Den Weg muss jeder selber finden. Wohin meiner führt, weiss ich ja auch noch nicht.

Robert Riener, Cybathlon-Gründer

Robert Riener ist ein Maschinenbauingenieur der besonderen Art: Er entwickelt einzigartige Therapieroboter und sogenannte Exoskelette, die Menschen mit Querschnittlähmungen den Alltag erleichtern. Der in München aufgewachsene Riener ist Professor für sensomotorische Systeme am Departement für Gesundheitswissenschaften und Technologie der ETH Zürich, das er leitet. Zudem ist er Professor am Forschungszentrum für Paraplegiologie der Universitätsklinik Balgrist, Zürich, und stellvertretender Direktor des NCCR Robotics. Unterstützt durch den SNF hat Riener 2016 den ersten Cybathlon organisiert, den vielbeachteten Wettkampf für Menschen mit motorischen Behinderungen.