Alltag und Highlights –
die Arbeit der Fachausschüsse

Die drei Fachausschüsse des Nationalen Forschungsrats nehmen für den Forschungsplatz Schweiz wichtige Aufgaben wahr: Sie fördern die Interdisziplinarität und Internationalität der Forschung und unterstützen die Karrieren junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Was der Fachausschuss Internationale Zusammenarbeit im letzten Jahr Besonderes geleistet habe? Urs Baltensperger, der Präsident, überlegt nur kurz: Die meiste Arbeit sei «unspektakuläre alltägliche Knochenarbeit», wobei der Ausschuss sehr gut von der Geschäftsstelle unterstützt werde.

Die drei Fachausschüsse des SNF erfüllen für den Forschungsrat zentrale Aufgaben, insbesondere evaluieren sie die Gesuche in ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen: Interdisziplinäre Forschung (ID), Internationale Zusammenarbeit (IZ) und Karrieren (CAR). Dabei werden die Fachausschüsse von teilweise international besetzten Panels unterstützt. Innerhalb der drei Bereiche erarbeiten sie zudem Förderungsstrategien für den SNF und bereiten Stellungnahmen des Forschungsrats zu forschungspolitischen Fragen vor. Die Mitglieder der Fachausschüsse stammen aus dem rund hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler umfassenden Nationalen Forschungsrat.

Europa, aber nicht nur

Neben der Alltagsarbeit kennt jeder Fachausschuss seine besonderen Herausforderungen. «Das Highlight für den Fachausschuss IZ war 2016 die forschungspolitische Einigung der Schweiz mit der EU. Wir sind erleichtert, dass wir wieder voll assoziiertes Mitglied der europäischen Forschungsgemeinschaft sind», sagt Urs Baltensperger, Professor für Atmosphärenchemie am Paul-Scherrer-Institut. Die Zusammenarbeit mit Europa bildet aber nur eine Facette der Arbeit des Fachausschusses.

Im Auftrag des Staatsekretariats für Bildung, Forschung und Innovation arbeitet der Fachausschuss IZ etwa mit öffentlichen Organisationen der Forschungsförderung in Argentinien, China, Japan, dem Staat Rio de Janeiro in Brasilien oder Südkorea zusammen. Zudem kooperiert der SNF aus eigener Initiative mit anderen Forschungsförderern, zum Beispiel der National Science Foundation in den Vereinigten Staaten. «Wir wollen gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen die Zusammenarbeit von Gruppen fördern, in denen die besten Forschenden beider Länder vertreten sind», sagt Urs Baltensperger. Diese Kooperationen aufzugleisen sei eine höchst aufwendige Aufgabe. Die Beteiligten müssten sich über alles einigen, angefangen mit der Verständigungssprache. Auch wenn die finanziellen Investitionen nicht immer gleichwertig sind – gerade bei Schwellenländern schiesst die Schweiz oft mehr Gelder ein –, achte man darauf, dass die wissenschaftliche Beteiligung äquivalent ist.

«Wir wollen gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen die Zusammenarbeit von Gruppen fördern, in denen die besten Forschenden beider Länder vertreten sind.»

Urs Baltensperger, Paul-Scherrer-Institut, Präsident Fachausschuss Zusammenarbeit

Der Austausch der Lupen

Das momentane Highlight des Fachausschusses Interdisziplinäre Forschung ist die Umsetzung des neuen Sinergia-Konzepts. «Das Förderungsinstrument wird voll und ganz auf Interdisziplinarität umgestellt », sagt Rita Franceschini, die Präsidentin des Fachausschusses ID. Die Schweizer Professorin für Linguistik, die an der Freien Universität Bozen im Südtirol arbeitet, verspricht sich viel: «Wir hoffen auf bahnbrechende Forschungen, die dadurch glücken, dass die eine Forscherin die Lupe eines anderen Forschers, der aus einer anderen Disziplin stammt, für eigene Fragen einsetzt. Die von uns gesuchten Querdenkerinnen und Querdenker sollen die dafür notwendigen Freiräume haben.» Seit der Umstellung 2016 sind rund 160 Sinergia-Projekte eingereicht worden, in denen mehrere Gruppen kollaborativ und interdisziplinär forschen. Mit Blick auf künftige Projekte erwartet Rita Franceschini mehr Mut zum Risiko und wünscht sich mehr erfolgreiche Anträge von Frauen.

«Die von uns gesuchten Querdenkerinnen und Querdenker sollen die notwendigen Freiräume haben.»

Rita Franceschini, Freie Universität Bozen (I), Präsidentin Fachausschuss Interdisziplinäre

PRIMA anstelle von MHV

Nun justiert der SNF sein spezifisches Förderungsinstrument für Forscherinnen neu. Die Marie-Heim-Vögtlin-Beiträge (MHV) unterstützten während 25 Jahren Frauen bei der Rückkehr in die Forschung, wenn sie diese aus familiären Gründen – meist wegen der Kinderbetreuung – unterbrochen haben. Jetzt werden die MHV-Beiträge vom neuen Instrument PRIMA abgelöst. «Mit PRIMA helfen wir ausserordentlichen Nachwuchsforscherinnen exzellente Forschung zu betreiben. Wir vermögen sie bis zu fünf Jahre lang grosszügig zu fördern, damit sie den schwierigen Karriereschritt in Richtung Professur in Angriff nehmen können», erklärt Markus Fischer, Mitglied des Fachausschusses Karrieren und Professor für Pflanzenökologie der Universität Bern. «Unser Ziel ist es, den immer noch tiefen Anteil an Professorinnen in der Schweiz endlich zu erhöhen.»

Markus Fischer betont jedoch, dass neben strategischen Beratungen und der Erarbeitung dieses neuen Förderungsinstruments im Fachausschuss Karrieren die Alltagsarbeit hauptsächlich auch aus der Qualitätskontrolle der Gesuchsbegutachtung bestehe.

«Mit PRIMA wollen wir den immer noch tiefen Anteil an Professorinnen in der Schweiz endlich erhöhen.»

Markus Fischer, Universität Bern, Mitglied Karrieren