Grenzenlos erfolgreich

Weil die Schweizer Forschung in Europa und weltweit eng vernetzt ist, belegt sie eine Spitzenposition. Ende 2018 finanzierte der SNF 2000 internationale Projekte und Auslandstipendien.

Als Daniel Kienzler im August 2017 von seinem Forschungsaufenthalt in Boulder, Colorado, in die Schweiz zurückkehrte, trug er einen vollen Rucksack. «Während des Postdoktorats in den USA habe ich meinen wissenschaftlichen Horizont erweitert und wichtige Kontakte zu Forschenden geknüpft», freut sich der 35-jährige Physiker. «Und ich habe Ideen für zukünftige Projekte entwickelt.» Daniel Kienzler forschte am Nationalen Institut für Standards und Technologie an Quantenlogik-Operationen. Dank solchen Operationen lassen sich Quantencomputer bauen. Bei seinem Projekt ging es unter anderem darum, dass zwei Quanten-Bits, die Bausteine des Computers, gemeinsam Operationen ausführen sollen, ohne dass sie je verbunden gewesen sind. Dies soll den Bau grösserer Quantencomputer ermöglichen, die sich für praktische Anwendungen eignen. Finanziert wurde der Aufenthalt in Boulder zum Grossteil durch ein Stipendium des SNF.

Voraussetzung für Spitzenforschung

«Für die Schweizer Forschung ist Internationalität entscheidend», betont Jean-Luc Barras, Leiter der Abteilung internationale Zusammenarbeit des SNF. «Nur durch den ständigen Austausch mit Partnern in anderen Ländern lässt sich heute Spitzenforschung betreiben.»

Der SNF fördert deshalb seit langem die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Er unterstützt gemeinsame Projekte von Forschenden in der Schweiz und im Ausland. Er beteiligt sich an Programmen mehrerer Länder und an europäischen Verbundprogrammen. Er ermöglicht Auslandaufenthalte, indem er Stipendien an Doktorierende und Postdoktorierende wie Daniel Kienzler vergibt. Ende 2018 finanzierte der SNF 2000 internationale Projekte und Stipendien. In vielen weiteren Projekten pflegen die Forschenden einen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen im Ausland. Die Zahl aller Formen der internationalen Vernetzung in SNF-Projekten belief sich Ende 2018 auf über 6000.

Internationale Expertise

Auch durch seine Auswahlverfahren fördert der SNF die Internationalität. Die allermeisten Gesuche um Finanzierung lässt er von Expertinnen und Experten aus anderen Ländern begutachten. Und der Nationale Forschungsrat des SNF sowie dessen Evaluationskommissionen sind international besetzt. Dieser Blick von aussen liefert der Schweizer Forschung Anregungen und beschleunigt ihre Weiterentwicklung.

28%

der neu bewilligten Projekte des SNF-Instruments Projektförderung haben Forschungspartner im Ausland (2018)

65%

aller internationalen Formen der Vernetzung in SNF-Projekten bestehen mit Ländern der Europäischen Union (2011–2018)

«Dank unserer Förderung sind Tausende von Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Europa und weltweit vernetzt», sagt Jean-Luc Barras. «Auf diese Weise fliessen neuste Erkenntnisse und Trends in ihre Projekte ein und sie erbringen ihre Leistung in hoher Qualität.» Der SNF trägt damit massgeblich dazu bei, dass die Schweiz ihre Spitzenposition in der wissenschaftlichen Forschung behält – ein Ziel der neuen Internationalen Strategie für Bildung, Forschung und Innovation, die der Bundesrat 2018 verabschiedet hat.

«Dank unserer Förderung sind Tausende von Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Europa und weltweit vernetzt.»

Jean-Luc Barras, Leiter Abteilung internationale Zusammenarbeit des SNF

Austausch verstärken

Auch der SNF hat im Jahr 2018 seine internationale Strategie überarbeitet. Er will den weltweiten Ideen- und Wissensaustausch wo sinnvoll verstärken und sich noch nachdrücklicher für die Forschungsfreiheit einsetzen. «Dadurch nehmen die Forschungskapazitäten sowohl im Inland als auch im Ausland zu», sagt Jean-Luc Barras. Die Strategie definiert zudem Grundsätze. Die wissenschaftliche Qualität ist das Hauptkriterium dafür, ob der SNF ein internationales Projekt finanziert. Partnerorganisationen müssen ein Peer-Review- System verwenden und hohe ethische Standards einhalten. Resultate und Daten der Projekte sollen frei zugänglich sein. Besonders unterstützen will der SNF die Zusammenarbeit von Forschungsgruppen aus mehreren Ländern.

Wesentliche Impulse

Für die wissenschaftliche Karriere von Daniel Kienzler hat das Auslandstipendium wesentliche Impulse gegeben. Sein neues Projekt hat das strenge Auswahlverfahren des SNF bestanden und einen der begehrten Ambizione-Förderbeiträge erhalten. Seit November 2018 baut Daniel Kienzler mit einem Doktoranden an der ETH Zürich ein Experiment auf, um Wasserstoffmoleküle mit quantenlogischen Methoden zu kontrollieren und zu vermessen. Dafür tauscht er sich mit Forschenden in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und den USA aus. «Ohne den Aufenthalt in Boulder wäre dieses Projekt nicht zustande gekommen.»

Vom Ausland in die Schweiz

Forschende im Ausland können sich ebenfalls um SNF-Fördergelder bewerben, sofern sie ihr Projekt in der Schweiz oder als Angestellte einer schweizerischen Forschungsinstitution durchführen werden. Zudem erhalten ausländische Partner in einem Projekt die Möglichkeit, zeitweise in der Schweiz zu arbeiten. Hochschulen und Forschungszentren wie das PSI oder das CERN profitieren von diesen Forschenden. Schliesslich kann der SNF Stipendiaten nach ihrer Rückkehr in die Schweiz während drei bis zwölf Monaten unterstützen.

Neues Programm SPIRIT

2019 lanciert der SNF SPIRIT, das Schweizer Programm für internationale Forschungsprojekte wissenschaftlicher Forschungsteams. Es stärkt die Vernetzung mit Ländern niedrigen und mittleren Einkommens. Für zwei bis vier Gruppen konzipiert, fördert SPIRIT originelle und teamorientierte Projekte aller Disziplinen. Dadurch unterstützt der SNF die Ausbildung von jungen Forschenden, mit dem Fokus auf Chancengleichheit. Jährlich finanziert er bis zu 12 Projekte, die maximal vier Jahre dauern und 500’000 Franken kosten.