Einzigartig dank Wettbewerb

«Ich hatte nie das Gefühl, mich mit irgendjemandem messen zu müssen. Ich bin einzigartig und so soll es bleiben. Der Wettbewerb ist etwas für die anderen.» Eine solche Aussage kann sich nur eine aussergewöhnliche Persönlichkeit wie der Musiker Prince erlauben. Und doch ist sie irreführend: Bevor Prince zum Weltstar wurde, entwickelte er sich als Person und Musiker, indem er sich mit anderen Sängern, Bands und Musikstilen seiner Heimatstadt Minneapolis verglich und mass. Erst danach kam die Anerkennung durch andere Musiker und die amerikanische Plattenindustrie. Gleichzeitig stand er schon sehr früh für seine künstlerische Freiheit ein – er wusste, dass die Originalität und die Wirkung seiner Musik davon abhingen.

Auch in der Welt der Forschung haben selbst die grössten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zuerst unermüdlich in ihrem eigenen Umfeld gearbeitet und sich weiterentwickelt – im Austausch mit Menschen, die sie förderten, in ihren Arbeitsteams und durch kritische Beurteilungen der Forschungsgemeinschaft. Erst danach erlangten sie internationale Anerkennung. Der Wettbewerb dieser frühen Jahre ist eine wichtige Etappe in der Karriere von jungen Forschenden. Dies gilt natürlich nur, wenn der Wettbewerb fair und objektiv ist, wenn Bevorzugung und Befangenheit keinen Platz haben und wenn weder Parteilichkeit noch wirtschaftliche Interessen mitspielen. Der Fokus muss auf Exzellenz und Originalität liegen – nur so lässt sich der herausragende Forschungsnachwuchs sichern.

«Das Ziel ist klar: Die Schweiz soll auch in Zukunft auf eine originelle und konkurrenzfähige Forschung zählen können.»

Und hier wirkt der SNF als verantwortungsvolle Förderorganisation: mit klaren und transparenten Verfahren, internationalen Fachexperten und einem Forschungsrat, dem hochkarätige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Landes angehören. Diese führen eine Art Casting durch – fast wie in der Musikindustrie (siehe Artikel "Das Casting der besten Forschungsprojekte"). Das Projekt und die Laufbahn der jungen Forschenden werden sorgfältig und wohlwollend geprüft, um die besten unter ihnen zu fördern. Und, wer weiss, vielleicht erreicht die eine oder der andere ein derart aussergewöhnliches Niveau, dass auch sie einzigartig werden. Ein klares Indiz für die Wichtigkeit dieser Arbeit ist, dass die Erfolgsquote von Schweizer Forschenden in europäischen Programmen überdurchschnittlich hoch ist und viele von ihnen im Vorfeld vom SNF gefördert wurden.

Weil sich die Wissenschaft ständig verändert, müssen auch die Methoden zur Gesuchsevaluation ständig überprüft werden. Trotz beachtlicher Fortschritte in den vergangenen Jahrzehnten sind nach wie vor Verbesserungen möglich, um den Einfluss von oft unbewussten Vorurteilen so klein wie möglich zu halten. Der SNF unternimmt grosse Anstrengungen in diesem Bereich, zum Beispiel durch strengere Regeln zu Interessenkonflikten oder durch die Umsetzung der DORA-Prinzipien. Diese verlangen, dass die Bedeutung und die Wirkung aller Forschungsresultate berücksichtigt werden und nicht einfach die Bibliometrie als Ersatz für eine qualitative Beurteilung verwendet wird.

Der SNF hat auch seine Open-Access-Politik und seine Regeln bezüglich Open Research Data angepasst. Damit will er die Früchte der öffentlich finanzierten Forschung der Allgemeinheit und der Forschungsgemeinschaft zugänglich machen. Dieser Wissensaustausch ist entscheidend für den wissenschaftlichen Fortschritt – und trägt gleichzeitig mehr denn je zur Innovationskraft und letztlich zum Wohlstand bei.

All diese Massnahmen und Verfahren verfolgen ein klares Ziel: Die Schweiz soll auch in Zukunft auf eine originelle und konkurrenzfähige Forschung zählen können. Denn selbst wenn die Schweiz – wie Prince – in vielerlei Hinsicht einzigartig ist, so steht sie doch in wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Konkurrenz mit dem Rest der Welt.