«Eine Schweizer Erfolgsgeschichte»

Im Januar 2020 hat der Stiftungsrat des SNF Jürg Stahl zu seinem Präsidenten gewählt. Der ehemalige Nationalratspräsident löst Felicitas Pauss ab, die den Stiftungsrat ad interim geleitet hat.

Nach einer erfolgreichen Karriere in der Politik sind Sie jetzt Präsident des Stiftungsrats des SNF. Was fasziniert Sie an der Forschung?

Mich fasziniert das Weltoffene und Vorausschauende. Mit Leidenschaft, Präzision und Kreativität Neues zu erkunden und somit für die Gesellschaft Nutzen zu schaffen, ist eine enorm wichtige Aufgabe! Ich bin sehr motiviert, mit meiner vielfältigen Erfahrung eine hervorragend funktionierende Organisation ins neue Jahrzehnt zu führen – gemeinsam mit dem Stiftungsrat, dem Nationalen Forschungsrat und der Geschäftsstelle.

Wie wichtig ist der SNF für unser Land?

Der SNF ist einzigartig und seine Forschungsförderung ist eine Schweizer Erfolgsgeschichte, welche es verdient hat, mit der nötigen Sensibilität und Weitsicht weitere erfolgreiche Kapitel zu schreiben. In einer schnelllebigen Gesellschaft ist es wichtig, Bestehendes nicht als selbstverständlich zu betrachten, sondern stetig weiterzuentwickeln. Dies gilt auch für den SNF.

Erachten Sie die Zukunft der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit in der aktuellen politischen Lage als gefährdet?

Nein, die Schweiz hat als neutraler Staat eine lange internationale Tradition und die Fähigkeit, mit verschiedensten Partnern im Dialog zu stehen, in Europa und weltweit. Die Forschung wird diese Internationalität weiterhin vorleben und geeignete Partner finden. Es ist aber auch nötig, die Argumente für die internationale Zusammenarbeit in der politischen Diskussion verständlich und plausibel darzustellen.

Wie sehen Sie Ihre Rolle als Präsident des Stiftungsrats?

Ich bin ein Teamplayer und werde dieses Präsidium, wie ich es bei anderen Präsidien gemacht habe oder mache, mit Leidenschaft und Engagement ausfüllen. Meine Rolle ist genau beschrieben und braucht nicht neu erfunden zu werden. Aber nicht die einzelnen Funktionen und Personen stehen im Mittelpunkt, sondern das Kollektiv! Wichtig ist, dass die Rollenverteilung bekannt ist und von allen Beteiligten respektiert wird.

Inwiefern werden Ihre Beziehungen Ihnen helfen?

Als Bindeglied zwischen dem SNF und der Politik werde ich mein Beziehungsnetz selbstverständlich einsetzen. Wo ich den SNF unterstützen und für ihn Türen aufstossen kann, werde ich das tun. Vor allem als ehemaliger Präsident des Nationalrats kann ich den Zugang zu einer Vielzahl von Akteuren erleichtern.

Nach Ihrer Wahl waren auch kritische Stimmen zu hören.

Das bin ich gewohnt, und es verringert keinesfalls meine Leidenschaft, mich für den SNF einzusetzen. Im Gegenteil, ich fühle mich wohler, wenn ich zu Beginn unterschätzt oder kritisiert werde und dann durch Leistung und Beispiel überzeugen kann!

Neue Leitung

Der Stiftungsrat hat sich für die Amtsperiode 2020–2023 neu konstituiert und das Präsidium und die Mitglieder des Ausschusses gewählt. Der neue Präsident Jürg Stahl ist eines der sieben vom Bundesrat delegierten Mitglieder. Als Vizepräsidentin amtiert Maria Schönbächler von den Akademien der Wissenschaften Schweiz.

 

Jürg Stahl war von 2011 bis 2015 Mitglied der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) des Nationalrats und präsidierte den Rat 2017. Seit drei Jahren ist er Präsident von Swiss Olympic.