Die frühe Unabhängigkeit fördern

Hoch qualifizierter wissenschaftlicher Nachwuchs ist ein Muss, damit der Forschungsplatz Schweiz international konkurrenzfähig bleibt. Mit der Reform seiner Karriereförderung will der SNF für junge Forschende klare und attraktive Perspektiven für eine akademische Laufbahn schaffen.

Zusprachen 2016

Die Karriereinstrumente im Vergleich

Fast einen Viertel seines Budgets hat der SNF 2016 dafür eingesetzt, die Karrieren von vielversprechenden Nachwuchsforschenden in der Schweiz gezielt zu fördern. Er hat mit 207 Millionen Franken rund 1100 Stipendien und Beiträge finanziert, die das Salär der jungen Gesuchstellenden und zum Teil auch Forschungskosten bzw. Projektmittel abdecken. Zudem sind 76 Prozent der rund 10’000 Mitarbeitenden, die in vom SNF finanzierten Forschungsprojekten angestellt sind, höchstens 35 Jahre alt – auch hier wird also der wissenschaftliche Nachwuchs gefördert.

Status Quo genügt nicht

«Diese Zahlen verdeutlichen den hohen Stellenwert, den der SNF schon heute der Ausbildung und Sicherung von hoch qualifiziertem wissenschaftlichem Nachwuchs in der Schweiz zumisst», hält Forschungsratspräsident Matthias Egger fest. Doch der Status Quo genüge nicht: «Damit der Forschungsplatz Schweiz seine internationale Spitzenposition auch weiterhin halten kann, muss die Option einer akademischen Karriere hierzulande attraktiver werden. Wir brauchen junge Forschende, die kritisch denken, bestehendes Wissen hinterfragen und auch auf neuen Wegen weiterbringen – solche Forschung führt zu Innovation und ist daher ein wichtiger Faktor für wirtschaftliche Prosperität und Wohlstand in unserem Land.» Im harten weltweiten Wettstreit um die besten wissenschaftlichen Talente brauche es gute Argumente und Rahmenbedingungen, so der Public-Health- Spezialist von der Universität Bern. «Hier muss auch der SNF als wichtigster nationaler Förderer der Grundlagenforschung einen massgeblichen Beitrag leisten», sagt Matthias Egger und nimmt auch sich selbst in die Pflicht.

Der SNF setzt auf frühe Unabhängigkeit

Seit vergangenem Jahr ist der SNF daran, seine Instrumente der Karriereförderung schrittweise zu reformieren und mit Blick auf die gesamte akademische Laufbahn noch gezielter auf die Projektförderung abzustimmen. Mit seinen Reformen will der SNF den im Bundesratsbericht «Massnahmen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Schweiz» angestrebten Umbau der akademischen Karrierestruktur an den Schweizer Hochschulen unterstützen und die Konkurrenzfähigkeit des Forschungsplatzes Schweiz stärken. Der SNF strebt an, seine Karriereinstrumente noch klarer zu positionieren. Er will sie künftig noch stärker auf die Förderung von akademischen Karrieren, auf die wissenschaftliche Exzellenz und auf die frühe Unabhängigkeit von vielversprechenden Nachwuchsforschenden ausrichten. Der letztgenannte Punkt ist für Beatrice Beck Schimmer, Präsidentin des Fachausschusses Karrieren, von ganz zentraler Bedeutung: «Aussichtsreichen jungen Forschenden, die ein hohes Potenzial für eine erfolgreiche akademische Laufbahn haben, möchten wir schon früh die attraktive Möglichkeit bieten, sich mit einem eigenständigen Projekt zu profilieren».

«Wir brauchen junge Forschende, die bestehendes Wissen hinterfragen und auch auf neuen Wegen weiterbringen – dies führt zu Innovation.»

Matthias Egger, Präsident Nationaler Forschungsrat

Reform mit konkreten Weichenstellungen

Um neben seinem Kerngeschäft auch sämtliche in seinem Mehrjahresprogramm 2017– 2020 aufgeführten Reformmassnahmen umsetzen zu können, hatte der SNF einen Bundesbeitrag von rund 4,5 Milliarden Franken beantragt. Im Sommer und Herbst 2016 beriet das Parlament die Botschaft zur Förderung von Bildung, Forschung und Innovation. Es sprach dem SNF schliesslich ein Gesamtbudget von 4,1 Milliarden Franken zu. Auch wenn der SNF damit einige seiner geplanten Reformen nicht oder nur verzögert umsetzen kann, hat er in der Folge die wichtigen Weichenstellungen für seine künftige Karriereförderung in der Beitragsperiode 2017– 2020 vorgenommen. Dabei war eines klar: Nachwuchsförderung bzw. die frühe Unabhängigkeit haben für den SNF hohe Priorität.

Ambizione und Förderungsprofessuren: breiterer Wettbewerb

Für junge Forschende, die ein selbstständig geplantes Projekt an einer Schweizer Hochschule durchführen möchten, bietet der SNF weiterhin Ambizione an. Das Förderungsinstrument steht ab 2017 auch jenen offen, die bereits eine Mittelbaustelle mit Karriereperspektive innehaben. Ambizione-Beiträge können daher künftig mit oder ohne Salär beantragt werden. «Damit will der SNF erreichen, dass alle Nachwuchsforschenden auf der gleichen Karrierestufe miteinander im direkten Wettbewerb um Forschungsmittel stehen, unabhängig davon, ob sie bereits über eine Anstellung verfügen oder nicht», erklärt Marcel Kullin, Leiter der Abteilung Karrieren des SNF. Gleiches gilt für die SNF-Förderungsprofessuren. Diese werden ab 2018 durch ein neues Instrument ersetzt, welches sowohl die bisherigen Förderungsprofessuren umfasst als auch neu ernannten Assistenzprofessorinnen und -professoren offensteht.

«Aussichtsreiche junge Forschende sollen sich früh mit einem eigenständigen Projekt profilieren können.»

Beatrice Beck Schimmer, Präsidentin Karrieren Forschungsrats

Mobilitätsförderung: möglichst früh ins Ausland!

Dank internationaler Mobilität und Vernetzung können Forschende mit den weltweit Besten in ihren Fachgebieten den Austausch pflegen und wissenschaftlich zusammenarbeiten. Sie ist daher heute eine unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere in Wissenschaft und Forschung. «Entsprechend fördern wir die Mobilität frühzeitig, um die Abkoppelung von der Heiminstitution zu erleichtern und die internationale Vernetzung zu unterstützen», umreisst Beatrice Beck Schimmer ein weiteres zentrales Anliegen der Reformen. Ab 2018 führt der SNF das neue Förderungsinstrument Postdoc.Mobility ein, welches die bisherigen Advanced-Postdoc.Mobility- Stipendien ersetzt. Postdoc.Mobility ermöglicht es jungen Forschenden in allen vom SNF geförderten Disziplinen, einen Forschungsaufenthalt im Ausland durchzuführen, um ihr wissenschaftliches Profil zu verbessern und ihre Unabhängigkeit zu erhöhen. Damit dies schon möglichst früh im Karriereverlauf geschieht, muss der Antrag für ein solches Stipendium grundsätzlich bis spätestens drei Jahre nach dem Erhalt des Doktorats gestellt werden.

Auf Postdoc-Stufe wird Postdoc.Mobility ab 2021 – wenn auch die Early-Postdoc.Mobility-Stipendien eingestellt sind – als einziges Instrument der Mobilitätsförderung weitergeführt. «Dies vereinfacht die Instrumentenpalette des SNF zur Mobilitätsförderung und schafft für die jungen Forschenden mehr Klarheit», hält Marcel Kullin fest.

Marie-Heim-Vögtlin-Beiträge

25 Jahre lang Forscherinnen unterstützt

«Alle Nachwuchsforschenden auf einer Karrierestufe sollen miteinander im direkten Wettbewerb stehen.»

Marcel Kullin, Leiter Abteilung Karrieren des SNF

Massnahmenpalette für Chancengleichheit

Schliesslich fördert der SNF auch weiterhin die Gleichstellung bzw. die Chancengleichheit mit begleitenden Massnahmen wie zum Beispiel Kinderbetreuungsgeldern oder der vorübergehenden Reduktion des Pensums auf Postdoc-Stufe. Und im Rahmen seiner Reformen lanciert er 2017 ein neues und flexibles Instrument für Forscherinnen in der Postdoc-Phase: PRIMA. Im vergangenen Jahr waren 40 Prozent der mit den Karriereinstrumenten des SNF geförderten Nachwuchsforschenden Frauen.